Schilddrüsenzentrum Siegen

Operation

Vorbereitung:

Die stationäre Aufnahme erfolgt in aller Regel am Operationstag. Bei Risikopatienten wird die stationäre Aufnahme am Tag vor der Operation vorgenommen.

Wir sind verpflichtet, jeden Patienten mindestens einen Tag vor der Operation über mögliche Komplikationen aufzuklären. Hierzu haben wir die Elektiv-Sprechstunde (telefonische Anmeldung unter: 0271 231 1540, in der wir uns sehr viel Zeit nehmen, Ihnen noch einmal die Gründe für die Operation, die operative Vorgehensweise und natürlich auch die Komplikationsmöglichkeiten zu erläutern. Hier haben aber auch Sie die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Wünsche zu äußern.

In gleicher Weise wird der Narkosearzt Sie über das Vorgehen und mögliche Komplikationen einer Allgemeinnarkose informieren. Auch hier findet ein sehr informatives Gespräch statt, und Sie werden noch einmal gebeten, zu möglichen Vor-Erkrankungen Stellung zu nehmen.

Am Operationstag müssen Sie nüchtern bleiben. Das bedeutet, Sie dürfen mindestens 6 Stunden vor der Operation weder essen, trinken, rauchen, Kaugummi kauen oder Bonbons lutschen.

Das Einhalten dieser Regel dient Ihrer Sicherheit. Um Ihnen die Nervosität vor dem Eingriff zu nehmen, erhalten Sie ca. 1 Stunde vor der Operation auf der Station eine Beruhigungstablette. Im Operationssaal werden Sie vom Narkosearzt und der Narkoseschwester begrüßt.

OP-Taktik:

Eine Schilddrüsenoperation erfolgt immer in Vollnarkose. Um den Zugang zum Organ so leicht wie möglich zu gestalten, wird der Patient während der Operation in halbsitzender Position gelagert und der Kopf nach hinten gebeugt. Der leicht gebogene Hautschnitt, im Routinefall 5 – 7,5 cm lang und 1 – 2 cm über den Schlüsselbeinen platziert, erlaubt eine ausreichende Präparation auf die Schilddrüse und die Darstellung aller wichtigen Strukturen. Die meisten Menschen haben an der Stelle eine Hautfalte, in der die spätere Narbe kosmetisch nicht sehr stört. Nach Spaltung der Haut wird die Halsmuskulatur seitlich verlagert, die Schilddrüse zunächst freigelegt und das erkrankte Gewebe entfernt. Danach wird die Wunde in den anatomischen Schichten verschlossen. Meist dauert dieser Eingriff nicht länger als eine bis zwei Stunden. Danach erwacht man aus der Narkose.

In der Hand des Spezialisten werden Schilddrüsenoperationen heute mit einer äußerst geringen Komplikationsrate durchgeführt.

Wichtig ist eine sehr feine und vorsichtige Operationstechnik. In unserem Hause werden die Stimmbandnerven in jedem Fall identifiziert und die dicht an der Schilddrüse gelegenen 4 Nebenschilddrüsen dargestellt und ihre Gefäßversorgung geschont.

Das Ausmaß der Schilddrüsenresektion hängt von dem zu behandelnden Krankheitsbild ab: Im Falle des Vorliegens eines Morbus Basedow führen wir eine nahezu vollständige Entfernung der Schilddrüse durch (Dunhill-Operation: Komplette Entfernung der einen Schilddrüsenseite und Belassen eines erbsgroßen Restes auf der anderen Seite).

Bei Verdacht auf ein bösartiges Geschehen und auch bei einer komplett knotig durchsetzten Struma kann die Entfernung eines Schilddrüsenlappen (Hemithyreoidektomie) bis hin zur Totalentfernung (Thyreoidektomie) erforderlich werden.

Bei einer einfachen Knotenstruma reicht in der Regel die Entfernung des gesamten veränderten und knotig durchsetzten Gewebes (morphologie-gerechte Resektion), wobei in den meisten Fällen ein etwa daumenendgliedgroßer gesunder Rest auf jeder Seite belassen wird (subtotale Resektion).

Findet sich ein solitärer Knoten, z.B. ein autonomes Adenom, so reicht bei sonst normalem Schilddrüsengewebe die Resektion dieses isolierten Prozesses.

Komplikationen:

Kein Chirurg ist vor Komplikationen gefeit und trotz subtilster Operationstechnik und Verwendung von Hilfsmitteln wie Lupenbrille oder Neuromonitoring kann es zu Komplikationen kommen. Diese sind jedoch in spezialisierten Zentren mit großer Erfahrung in der Schilddrüsenchirurgie äußerst selten.

Verletzung des Stimmband- und Kehlkopfnerven:

Bei der Operation kann es zu einer Verletzung des so genannten Stimmbandnerven (N. laryngeus recurrens) und eines Kehlkopfnerven (Ramus externus des N. laryngeus superior) kommen. Beide Nerven zielen auf jeder Seite der Schilddrüse bis an den Kehlkopf. Sie liegen damit der Schilddrüse unmittelbar an. Bei der Operation sollten diese Nerven nicht verletzt werden, da es sonst zu einer anhaltenden Heiserkeit (N. laryngeus recurrens) bzw. zum Verlust der Stimmhöhe sowie zu einer schnellen Ermüdbarkeit der Stimme (Ramus externus des N. laryngeus superior) kommen kann.

Eine wirkliche Durchtrennung des Recurrensnerven kommt jedoch nur sehr selten vor. Ursache für den Funktionsverlust ist in den meisten Fällen eine Überdehnung dieser sehr feinen Struktur durch Zug oder eine Schädigung durch Druck. In den letztgenannten Fällen ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sich die Störungen zurückbilden und innerhalb von Wochen bis Monaten eine normale Stimmbandnervenfunktion wieder einsetzt. Die Häufigkeit der anhaltenden einseitigen Stimmbandnervschädigungen wird in der Literatur mit etwa 1.4 % angegeben.

Verletzung der Nebenschilddrüsen:

Bei den Nebenschilddrüsen, auch Epithelkörperchen genannt, handelt es sich um 4 reiskorngroße Organe, die in sehr enger anatomischer Beziehung zur Schilddrüse stehen und das wichtige Parathormon erzeugen. Das Parathormon reguliert den Kalziumstoffwechsel und hält den Serum-Kalzium Spiegel auf einem gleich bleibenden Niveau. Die Nebenschilddrüsen sind sehr empfindlich und können durch grobe Manipulation ihre Gefäßversorgung verlieren. Dann haben wir die Möglichkeit, die Nebenschilddrüse wieder einzupflanzen, meist in die Halsmuskulatur, wo sie dann ihre Funktion wieder aufnehmen.

Kommt es dennoch zu einer Verletzung mehrerer Nebenschilddrüsen führt dies nach der Operation zu einem Abfall des Serum-Kalzium-Spiegels. Klinisch äußert sich dieser Abfall in Form von kribbelnden Missempfindungen in den Fingern oder um den Mund und in seltenen Fällen durch eine erhöhte Krampfbereitschaft der Muskulatur (Tetanie). In den meisten Fällen sind diese Missempfindungen aber nur vorübergehend und bessern sich deutlich innerhalb der ersten beiden Tage. Man kann die Symptome auch durch die Gabe von Kalzium- Brausetabletten oder Vitamin D beseitigen.

Nachblutung:

Die Schilddrüse ist ein sehr gut durchblutetes Organ. Bei der Operation wird akribisch darauf geachtet, dass selbst kleinste Gefäße zwischen Klemmen durchtrennt und mit Unterbindungen versorgt werden. Trotzdem kann sich postoperativ im Operationsgebiet ein Bluterguss entwickeln, insbesondere wenn es zu einem stärkeren Hustenanfall oder zum Erbrechen kommt. Größere Blutergüsse müssen, um eine Einengung der Luftröhre zu verhindern, chirurgisch entfernt werden. Bluttransfusionen sind jedoch praktisch nie erforderlich.

Eine Wunddrainage kann eine Nachblutung nicht verhindern, sodass wir in den meisten Fällen auf das Einlegen von Drainagen verzichten. Vielmehr ist die subtile Operationstechnik mit sorgfältiger Blutstillung die wesentliche Maßnahme, Blutungen vorzubeugen.

Weitere Komplikationen:

Neben den oben genannten für Schilddrüsenoperationen typischen Problemen gibt es andere für jede Operation typische Komplikationen. Diese sind z.B. Entzündungen der Wunde mit verzögerter Wundheilung und unter Umständen Eiterung, allergische Reaktionen oder thromboembolische Komplikationen.

Insgesamt muss jedoch betont werden, dass diese Komplikationen nach Schilddrüsenoperationen ausgesprochen selten auftreten.